Waschhäuser

Die Waschhäuser

Sie sind typisch für die Gropiusstadt: Die kleinen - im Schatten ihrer großen Geschwister, den Hochhäusern frei stehenden – Häuschen, die Waschhäuser der Gropiusstadt. Sie waren nie einfach nur zum Wäschewaschen da, sondern soziale Orte, von den Planern als Gemeinschaftsräume gedacht und sie sollten den Mietern beim Waschen, Trocknen und Mangeln als Nachbarschaftstreffpunkt dienen. Es gibt ja wenig sogenannte soziale Infrastruktur, d.h. Kulturstätten, Cafés, Veranstaltungsorte in der Gropiusstadt. Deshalb waren und sind Nachbarschaftstreffpunkte so wichtig.

Damals haben sie hier alle Wäsche gewaschen, eine Maschine für 50 Pfennig. Waschpulver konnte man selbst mitbringen oder auch kaufen. Wenn die Wäsche wusch, konnte man sich unterhalten. Über das Schwimmbad, dass grade gebaut wurde, über die Kinder, die in die neue Walt-Disney-Schule gingen. Man schimpfte über dieses und jenes, lachte zusammen und kümmerte sich ums Alltagsgeschäft. Wäsche waschen unter anderem. Heute riecht es in manchen Waschhäusern immernoch so wie früher: Nach einer Mischung aus Beton, Waschpulver und Metall. Und es wird immernoch gewaschen - manch alte Constructa-Maschine wartet immer noch treu seit den 70er Jahren auf Wäsche von den Mietern. Weil aber die meisten Mieter heute eigene Waschmaschinen haben, beherbergen viele Waschhäuser inzwischen soziale oder kulturelle Einrichtungen. Das Waschhaus-Café in der Eugen-Bolz-Kehre, das Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum Neukölln Süd, das Frauen-Café Gropiusstadt – um nur einige zu nennen. Dort treffen sich die Gropiusstädter - wie schon beim Bau der Gropiusstadt geplant - und lassen sich beraten, nehmen an Kursen teil, spielen Teppichcurling, trinken Kaffee, waschen und reden miteinander.

Früher war hier oft „für Kinder verboten“. Heute sind alle willkommen in den kleinen, typisch Gropiusstädter Treffpunkten!

Text:
U. Ungethüm