Dreieinigkeitskirche
Die Dreieinigkeitskirche
Eine Kirche zu bauen, war schon immer architektonisch eine Herausforderung. Und in den 60er Jahren sollten Kirchnbauten keine reinen „Sakralbauten“ sein, sondern multifunktional. Unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen sollten dort stattfinden können, Gemeindeleben und natürlich Messen, Predigten und Andachten.
Die Dreieinigkeitsgemeinde war aus der evangelischen Kirchengemeinde Buckow-Ost hervorgegangen und deren Kapelle wurde irgendwann zu klein, so dass 1955 ein Kirchbau geplant wurde.1967 gewann Reinhold Barwich den Architekturwettbewerb, den die Gemeinde unter ihrem damaligen Pfarrer Noll ausgeschrieben hatte. Als „Verfechter des Zentralbau-Gedankens im Kirchenbau“ sah sein aufsehenerregender Entwurf eine Kirche mit drei Spitzen vor, die die theologische Dreieinigkeit – die in der christlichen Theologie die Wesenseinheit von Vater (Gott), Sohn (Jesus) und Heiligem Geist (Geist Gottes) bezeichnet - auch nach außen verkörperte. Der Grundriss ist sechseckig und innen sollte ein Zentralraum entstehen, ein theaterähnlicher Mehrzweckraum, in dessen Mitte der Altar steht. Am 15. Mai 1969 erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche und es wurde mit dem Bau begonnen.
Der Architekt Barwich beschrieb das Abenteuer des Baus folgendermaßen:
„Die Bauarbeiten konnten endlich im April 1969 beginnen. Konstruktiv bildet der Kirchbau ein geschlossenes System, in dem jedes Glied alle anderen bedingt. Die drei schrägen Druckstäbe stemmen sich gegen die äußeren Schildwände, auf welche die großen Zugkräfte des Seilnetzes ansetzen. Die waagerechten Balken, die auf den Druckstäben liegen, tragen die Galerien und stabilisieren die Schildwände. Die mit den Rohbauarbeiten beauftragte Firma Ing. Bau delegierte ihren besten Polier auf die Baustelle. Herr Wolffert war eigentlich schon im Rentenalter, dies sollte sein letzter größerer Bau sein. Später gestand er mir, daß sie sich nicht vorstellen konnten, worauf das hinauslaufe, als sie die drei spitz zulaufenden Basispunkte betonierten. Aber je weiter das Gefüge wuchs, umso begeisterter arbeitete er sich ein, ja er hätte am liebsten auf der Baustelle übernachtet. Ich kann mich nur mit Rührung und Dankbarkeit daran erinnern. Das Seilnetz war statisch noch eine gewagte Konstruktion. Auch der rechnerische Ansatz war mit konventionellen Mitteln schwer zu finden. Wir holten uns Rat von Frei Otto, der ähnliche Konstruktionen u.a. auf der Weltausstellung in Montreal gebaut hatte. Er machte uns Mut und gab uns auch die richtigen Tipps für die Dimensionierung der Maschenweite des Netzes.
Das konstruktiv schwierigste waren die Schnittpunkte und die Gelenkglieder auf den Ansatzrohren, welche am Giebelrand der Schildwände entlanglaufen. Es gab kritische Situationen, ich hatte schlaflose Nächte. Auch die ausführende Firma Steffens und Nölle hat an diesem Netz kräftig Lehrgeld gezahlt, das rentierte sich aber für sie gleich darauf beim Bau des Olympiadaches in München. Fast genauso problematisch war die Frage der Dachhaut. Ein Kupferdach, was ich im Sinn hatte, wurde aus Kostengründen abgelehnt. Nach vielem Abwägen kam ich auf die grünen Awa-Dachschindeln. Sie waren in Europa noch ganz unüblich, wurden in den USA jedoch schon lange und erfolgreich verwendet. Aber die Dachdecker hatten damit zu arbeiten nicht gelernt und scheuten das Risiko. Ich hatte auch hierbei Glück, denn der Meister der Firma heiratete und machte eine Hochzeitsreise nach Amerika. Als er zurückkehrte, brannte er darauf, mit diesem Material zu arbeiten.
Nicht zu überschätzenden Anteil am Gelingen des Baues haben Herr Architekt Hardy Treger, der die Bauleitung übernommen hatte und Herr Dipl.-Ing. Schmitz, welcher die statische Berechnung erstellte. Doch ohne die Bereitschaft der Gemeinde, als Bauherrschaft den riskanten Weg mitzugehen, wäre diese Kirche bestimmt nicht gebaut worden.“
1971 wurde die Kirche fertiggestellt. Sie ist außen wie innen eine Augenweide und eins der ungewöhnlichsten Bauwerke der Gropiusstadt.
2006 hat sich die Gemeinde mit der Kita und dem diakonischen Werk zum Zentrum 3Einigkeit zusammengeschlossen. Das Architektenpaar Rose Zeiger und Raimund Knappheide wurde mit der innenarchitektonischen Neugestaltung der Kirche beauftragt. Neu gestaltet wurden Innenraum und Foyer, ein Küchentrakt wurde angebaut und die Räume werden seither von Gemeinde, Diakonie und Kindertagesstätte gemeinsam genutzt. Seit 2008 steht die Dreieinigkeitskirche unter Denkmalsschutz. Auf der Webseite der Gemeinde finden Sie unter anderem auch Bilder vom Innenraum.
Text:
U. Ungethüm