Mittenwalder Kleinbahn
Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn
Wissen Sie was das für Gleise sind, die am Rand der Gropiusstadt verlaufen? Sie begrenzen die Gropiusstadt im Süden: Man begegnet ihnen unter anderem an der Wutzkyallee, am Zwickauer Damm, und im Vogelwäldchen kann man ein Stück an ihnen entlanglaufen. Die Gleise gehören zur Neukölln-Mittenwalder Kleinbahn, und es gibt sie schon über hundert Jahre.
Jahrhundertwende - Anfänge
Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Berliner Umland kaum Eisenbahnverkehr. Abseits der Staatsbahnen waren Pferdefuhrwerke das Haupttransportmittel für Güter.
Einige Bauern und Unternehmer, z.B. Ziegeleibesitzer auf dem Schöneicher Plan und der Rixdorfer Grundbesitzer-Verein gründeten 1899 eine Aktiengesellschaft, um den Bau einer Eisenbahn zu ermöglichen. Als finanzkräftigen Partner für Planung, Bau und Betrieb konnten sie die Firma Vering & Waechter gewinnen (die geschätzten Kosten für die Strecke lagen bei 2 Millionen Mark).
Die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn-Gesellschaft (NME) nahm am 28. September 1900 die Kleinbahn in Betrieb. Der Fuhrpark bestand aus 3 Dampflokomotiven, 10 Personenwagen, 25 Güterwagen, einer Draisine und 2 Bahnmeisterwagen. Die Bahn verband Mittenwalde in der Mark Brandenburg mit Berlin-Neukölln (Ringbahnhof Hermannstraße). Am 26. Mai 1903 wurde ihre Strecke noch bis zum Bahnhof Schöneicher Plan verlängert. Die Strecke war 31 km lang und wurde zuerst hauptsächlich für den Güterverkehr genutzt.
Bahnhöfe:
- Rixdorf Hermannstraße
- Teltowkanal
- Britz
- Buckow
- Rudow
- Schönefeld
- Selchow
- Groß Kienitz
- Brusendorf
- Mittenwalde
- Schöneicher Plan
2. Weltkrieg
Während des zweiten Weltkriegs wurden vor allem Kriegsgüter mit der Kleinbahn transportiert aber auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Dafür wurden ausgemusterte Personenwagen von der Deutschen Reichsbahn gekauft. Durch den Bedarf der Rüstungsunternehmen erhöhte sich der Verkehr 1942/43 auf über 1 Millionen Tonnen beförderter Güter und 3,1 Millionen beförderter Personen. In den letzten Kriegstagen wurde beim Rückzug der Wehrmacht 1945 die Brücke der Bahn über den Teltowkanal gesprengt und der Bahnverkehr musste eingestellt werden. Im Mai machten Pioniere der Roten Armee die Brücke behelfsmäßig befahrbar, so dass am 17. Mai 1945 der Güterverkehr wieder aufgenommen werden konnte und im Juni der Personenverkehr zwischen Neukölln Hermannstraße und Mittenwalde Ost. Während der Berliner Blockade 1948/1949 erwies sich das Anschlussgleis zum Flughafen Tempelhof als sehr hilfreich: Darauf konnte die über die Luftbrücke erhaltene Kohle unter Umgehung der Reichsbahn sofort zu ihrem jeweiligen Zielort transportiert werden.
Nachkriegszeit
Am 26.Oktober 1948 wurde dann bei Schönefeld an der Grenze vom Amerikanischen Sektor zur Russischen Zone das Streckengleis und damit der Verkehr nach Mittenwalde für immer unterbrochen. 1950 übernahm dann die DDR die Betriebsführung der Strecken außerhalb Berlins. Im Westteil blieb nur noch die Strecke Hermannstraße nach Rudow übrig. 1955 wurde dort der Personenverkehr komplett eingestellt. Nach dem Mauerbau musste als Ersatz für ein 300 Meter langes, auf dem Gebiet der DDR liegendes Gleisstück zwischen Buckow und Rudow eine Umgehungsstrecke gebaut werden. 1963 wurde das Heizkraftwerke Rudow am Teltowkanal gebaut, und die Neukölln-Mittenwalder-Kleinbahn konnte langfristig durch die Beförderung von Kohle überleben.
Heute
Der Bau des BEWAG - Heizkraftwerks und die Gropiusstadt brachten wieder ein größeres Güteraufkommen mit sich. Als das Bewag Kraftwerk in Rudow im Jahre 2003 geschlossen wurde, war das ein großer wirtschaftlicher Einbruch für die NME. Heute verfügt die Bahn über ein Streckennetz von rund 21 km Länge und arbeitet mit sechs Lokomotiven.
U.Ungethüm
Quellen: Webseite der NME: www.nmeg.de